Liebe Andrea, um was geht es in Deinem neuen Buch?
In meinem Buch geht es um eine Geschichte über die großen Lebensfragen, die wir uns vermutlich alle schon einmal gestellt haben. Es soll aber vor allem ein Buch der Antworten sein, denn genau die erhalten wir im Laufe der Geschichte: Josefine steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben, an dem sie sich eingesteht, dass sie nicht mehr glücklich ist. Die große Welt da draußen, aber auch ihre eigene kleine Welt, lässt sie an sich und allem zweifeln. Sie sorgt sich um die Gegenwart und die Zukunft – und sie hat Fragen. Viele Fragen ... Was will ich eigentlich vom Leben? Warum verschiebe ich mein Glück immer auf später? Und wie erkenne ich den Sinn? Ich wollte ein Buch für die Seele schreiben, das uns da berührt, wo unsere eigene Geschichte beginnt. Ich denke, dass sich ganz viele in Josefines Gedanken wiederfinden werden.
Wofür steht Deine Figur Josefine Morgenstern?
Josefine steht für unsere innere Suche. Die Fragen, die wir ans Leben haben und die Dinge, denen wir mehr Wert geben, als es uns gut tut und wir dabei uns und das eigentliche Ziel oft aus den Augen verlieren.
Und wer ist Eduard Goldbach?
Eduard Goldbach ist ein weiser alter Therapeut, dem Josefine als kleines Mädchen Fragen stellt, die ihm so noch nie jemand zuvor gestellt hat. Seine Antworten öffnen Josefine eine völlig neue Welt. Sie beginnt sich im Laufe der Zeit wieder daran zu erinnern und mit Josefine erinnern wir uns alle an das Kind in uns, das die Welt noch voller Möglichkeiten betrachtet hat und sich dadurch plötzlich neue Türen öffnen.
Warum sind so viele Menschen auf der Suche und wonach eigentlich?
Genau wie Josefine fühlen sich viele Menschen schon ein Leben lang auf der Suche. Oft wissen sie gar nicht so recht wonach. Aber wenn wir ehrlich zu uns sind, suchen wir doch ständig nach etwas: Sei es im Internet, oder unsere Schlüssel, das Handy, unsere Motivation, Socken, Reiseziele – aber auch nach größeren Dingen – wie einer funktionierenden Beziehung, Freundschaften, Liebe, dem Gefühl, endlich anzukommen, Zufriedenheit, innerem Frieden, nach uns selbst und auch nach dem Sinn. Diese ewige Suche ist sehr anstrengend und sie führt meist nirgendwohin. Wie wir die Suche beenden und wieder mehr finden und dadurch wirklich etwas verändern, darum geht es in meinem Buch.
Wer sollte Dein Buch lesen?
Alle Menschen, die die sich schon einmal gefragt haben: Und jetzt? Wie geht es weiter? War das alles? Macht mich das, was ich mit meinem Leben anstelle wirklich glücklich? Mein Buch ist tatsächlich für alle Menschen – jung, alt, Kinder, Erwachsene, Eltern, Großeltern – und es kommen darin auch alle Generationen zu Wort. Es ist eine Geschichte, die uns tiefer mit uns und unseren Wünschen verbindet und Antworten gibt, die wir in jedem Alter finden können.
Du sprichst von einem „fucking guten Leben“. Was macht für Dich ein Leben wirklich lebenswert – jenseits von Perfektion?
Das Leben kommt manchmal ziemlich hart daher. Gerade in der jetzigen Zeit spüren die meisten Menschen das ganz deutlich. In meinem Buch will ich daran erinnern, dass es trotz aller Schwierigkeiten im Leben möglich ist, das zu finden, was uns wirklich erfüllt, und wir aufhören, unsere Träume auf später zu verschieben. Das liegt oft ganz weit entfernt von dem, wonach wir ständig suchen. Wer das Geheimnis eines fucking guten Lebens erfahren möchte, wird defintiv Antworten in meinem Buch finden.
Josefine fühlt sich vom Leben unfair behandelt. Warum geben viele Menschen so ungerne ihre Probleme auf?
So absurd das vielleicht klingen mag – manchmal entscheiden wir uns für den Schmerz, weil der Schmerz die einzige Verbindung zu dem ist, wovor wir die größte Angst haben, es zu verlieren. Das kann ein Mensch sein, den wir nicht loslassen wollen, oder ein Gefühl, an dem wir festhalten, weil sich alles andere nach Aufgeben anfühlt. Manche Menschen haben solche Angst davor, etwas Neues zu beginnen, dass sie sich immer wieder auf denselben alten Schmerz einlassen, weil er ihnen vertraut ist.
Das bedeutet Schmerz kann auch ein Kompass sein, statt nur Leid zu erzeugen?
Ja, das ist tatsächlich so. Natürlich will Schmerz niemand fühlen – das ist menschlich und überaus verständlich. Wenn wir uns aber auf ihn einlassen, dann hat er auch eine wichtige Botschaft für uns und kann sehr befreiend sein. Wir haben dann nicht nur die Chance ihn loszulassen, sondern hören auch auf, ihn ein Leben lang zu wiederholen. Solange wir jedoch versuchen, Schmerz zu vermeiden, begleitet er uns weiter.
Welches Zusammenspiel von Gefühl und Verstand brauchen wir?
Mit unserem Verstand sehen wir immer nur die Oberfläche, mit dem Gefühl gehen wir den Dingen auf den Grund. Deshalb ist es mir auch so wichtig, die Menschen mit meinen Geschichten zu berühren, weil sich dann auch in ihrer Geschichte etwas verändert.
In Deinem Buch steht: „Die Wut ist dein Wegweiser, nicht der Weg.“ – Was bedeutet das konkret im Alltag?
Die Wut ist ein wichtiger Wegweiser, dass etwas in unserem Leben nicht mehr stimmt und wir uns nach Veränderung sehnen. Sie hilft uns auch dabei, Dinge zu verändern, weil sie uns in unsere Kraft bringt. Wenn wir allerdings ewig in der Wut steckenbleiben, richten wir sie gegen uns. Dann blockiert sie uns.
Wie können wir den Unterschied zwischen Schuld und Verantwortung besser verstehen – und warum ist das so entscheidend fürs Leben?
Manchmal kann es sich leichter anfühlen, anderen oder dem Leben selbst die Schuld zu geben, warum wir gerade nicht glücklich sind. Und es stimmt auch – oft sorgen tatsächlich andere Menschen oder gewisse Ereignisse dafür, dass etwas nicht so läuft, wie wir es gerne hätten. Trotzdem können wir erst dann etwas verändern, wenn wir uns ansehen, wo wir Verantwortung für uns und unser Leben übernehmen können. Erst dann können wir auch wirklich etwas ändern.
Mitgefühl wird oft missverstanden. Was ist für Dich der wahre Kern von Mitgefühl – auch im Umgang mit uns selbst?
Mitgefühl bedeutet, sich in sich selbst und andere einfühlen zu können, ohne von den Gefühlen überwältigt zu werden. Gerade in Krisen entwickeln wir oft tiefes Mitgefühl. Darin kann eine echte Chance liegen. Denn genau dann wächst oft unser Verständnis für uns selbst, aber auch für andere und ein echtes Miteinander kann erst entstehen, wenn wir versuchen andere zu verstehen. Oft vergessen wir aber, dieses Mitgefühl auch uns selbst entgegenzubringen und sind zu hart zu uns selbst.
Was ist denn eigentlich wichtiger? Glück oder Sicherheit?
Die meisten Menschen sehnen sich nach Sicherheit, dabei ist das Leben an und für sich nicht sicher. Wenn wir einer Scheinsicherheit hinterher jagen bleiben wir meist in unserer Komfortzone und in alten Strukturen, die uns vielleicht schon lange nicht mehr glücklich machen. Aus Angst vor Veränderung verhindern wir dann unser eigentliches Glück. Manchmal wartet das Glück also am anderen Ende der Sicherheit.
Welche ist die größte Stärke, die ein Mensch in seinem Leben entwickeln kann?
Die größte Stärke, die wir im Leben entwickeln können, ist, positiv zu bleiben, wenn es nichts gibt, was gerade positiv ist. An guten Tagen glücklich zu sein, ist nicht schwer. An schlechten Tagen, das Gute zu finden, das ist die Kunst. Und dann gibt es noch etwas, das in uns allen steckt, wonach wir oft ein Leben lang suchen und darin unseren Sinn und unser wahres Glück finden. Genau darum geht es in meinem Buch.

