Liebe Geraldine, um was geht es in Deinem Buch?
In meinem Buch erzähle ich davon, wie wir hier draußen mitten in der Natur, irgendwo in Süddeutschland, unseren Traum vom eigenen Hof verwirklichen. Wir machen das alles aus eigener Kraft und unser Weg war oft rau und beschwerlich. Aber wir haben viel gelernt und wir haben diese Entscheidung nie bereut. Unseren Weg teile ich seit drei Jahren über Social Media und in meinem Buch gibt es noch tiefere Einblicke hinter die Kulissen.
Für wen hast Du Dein Buch geschrieben?
Mein Buch ist für alle, die unterwegs sind, selbst ihre Träume zu leben. Für Menschen, die von einem Leben auf dem Land träumen oder es bereits führen. Aber auch für alle, die auf der Suche nach Mut und Inspiration sind, ganz eigene Wege zu gehen.
Welchen Rat gibst Du jemandem, der einen Hof sanieren und sich selbst versorgen möchte?
Klein anfangen, Fehler machen und das Träumen nicht vergessen. Wir haben immer sparsam gelebt, uns kaum Auszeiten gegönnt und in Maschinen und Baumaterialien investiert.
Seit wann arbeitet Ihr an Eurem Hof – und wie viel Arbeit liegt vermutlich noch vor Euch?
Seit zwei Jahren sind wir hier und sanieren intensiv, während wir uns provisorisch eingerichtet haben, um alles finanzieren zu können und vor Ort zu sein. Wir brauchen mindestens nochmal zwei bis drei Jahre. Und fertig ist man wahrscheinlich sowieso nie.
Angefangen haben wir aber schon lange vor dem Umzug auf den Hof. Erst haben wir unseren Zirkuswagen gebaut, dann ein historisches Haus in der Dorfmitte mit zwei Wohnungen gekauft und komplett kernsaniert. Das ist jetzt vermietet. Später kam noch ein LKW dazu, in dem wir während des Umzugs wohnen konnten. Der größte Luxus für uns, ist Zeit als Familie in der Natur zu verbringen und unseren Traum Leben zu dürfen.
Wie sieht denn ein typischer Tag auf Eurem Hof aus?
Das geht in Phasen. Im Sommer wird gebaut. Von morgens um sieben bis abends um sieben. Davor und danach erledigen wir meist Büroarbeit. Ich koche für alle Menschen, die hier im Sommer mit uns leben. Oftmals zehn Personen. Meine Mutter hilft bei den Kindern und Tieren und ich arbeite neben Kindern, Küche und Landwirtschaft noch Vollzeit als Content Creatorin. Patrick ist mit Bauplanung, Vorbereitungen am Bau direkt, Anträgen, Verwaltung und unserem Social Media-Business sowie der Landwirtschaft ebenfalls voll ausgelastet. Pausen gibt es wenige. Im Winter haben wir es etwas ruhiger. Da stehen wir um halb sechs auf, feuern die Öfen an und arbeiten am Bildschirm, bevor die Kinder wach sind. Da ist nicht so viel Trubel und die Tiere sind im Stall, die Lämmer kommen und wir sind viel mit Bauplanung, Holz machen und unternehmerischen Themen beschäftigt.
Im Buch erzählst Du von den vielen Menschen, die Euch helfen. Wer ist das – und wie verteilt Ihr die Aufgaben?
Die Menschen, die hier zeitweise mit uns leben und arbeiten sind Freunde, Nachbarn, Familie und Bekannte. Sie wohnen oft einige Wochen hier, werden verpflegt und bekommen ganz normale Stundenlöhne. Das ist uns wichtig. Dafür verbringen sie aber auch ihren Urlaub mit Arbeit bei uns.
Was hast Du auf dem Land über nachbarschaftliche Verbindungen gelernt?
Hier draußen ist das überlebenswichtig. Da wird nicht lange überlegt, sondern gemacht. Man ist füreinander da und jeder weiß das. Im Winter ist man mal eingeschneit, jemand kommt von der Straße ab oder der Strom ist für mehrere Stunden weg. Der Traktor hängt fest, die Kühe sind ausgebüxt. Es ist immer jemand zur Stelle und man freut sich, wenn man helfen kann. Das ist ein schönes Gefühl.
Gab es einen Moment, in dem Du wusstest: „Jetzt fühle ich mich hier wirklich zu Hause“? Und gab es auch Zeiten, in denen Du alles infrage gestellt hast?
Der Anfang war schwer. Der erste Winter war der härteste. Wir waren noch nicht richtig eingerichtet zwischen den bröckelnden Bruchsteinwänden, schwanger mit dem zweiten Kind, neue Tiere, neue Flächen. Endlos viel Kommunikation mit Behörden und Ämtern. Dazu wird man am Anfang auf dem Land natürlich auch genauestens beäugt. Vor allem, wenn man so viel im Internet teilt. Inzwischen fühlen wir uns hier aber frei und zu Hause. Genau, wie wir es uns erhofft haben. Ich bin froh, dass wir nicht aufgegeben haben. Gründe hätte es genug gegeben.
Wie erleben Eure Kinder das Hofleben? Was lieben sie besonders, was vermissen sie vielleicht?
Ob sie etwas vermissen, werden sie uns sagen können, wenn sie etwas größer sind. Wir versuchen, ihnen alles zu bieten, was glücklich macht, ohne sie zu sehr in Watte zu packen. Sie sind viel draußen mit uns, haben ihre Oma, ihre Freunde im Nachbarort und kommen trotz Bauernhofalltag mit ihren Eltern viel herum. Wir gehen gerne zusammen mit unserem LKW auf Reisen oder haben berufliche Termine als Content Creatoren weltweit. Sie lernen von ihrem Papa viel über Maschinen, Bau und Landwirtschaft und mit mir wird viel gesungen, gekocht, gereimt, gelesen und getanzt. Sie wachsen mit Tieren auf und bekommen auch mal ein Messer in die Hand, um beim Birnen-Schneiden zu helfen. Ich denke, sie lieben die Abwechslung und die gemütliche Stube, in der sie zur Ruhe kommen können.
Du und Dein Mann Patrick seid für viele eine Inspiration. Warum, glaubst Du, begeistert Eure Geschichte so viele Menschen?
Ich glaube zum einen ist es das Gefühl von „Erdung", „Gemütlichkeit" aber auch harter Arbeit. Zum anderen aber auch die Zuverlässigkeit, mit der ich die Follower mitnehme. Täglich aktuell. Nur so kann man wirklich mitfiebern, mitträumen, die Herausforderungen verstehen und sich an dem freuen, was uns erfreut. Ich lese oft, dass unsere Gelassenheit und Freundlichkeit in allen Herausforderungen so hilfreich und inspirierend sind. Das freut mich sehr.
Wann und warum hast Du den Entschluss gefasst, Euer Hofleben auf Social Media zu zeigen und Influencerin zu werden?
Ich glaube, es ist schwer, den „Entschluss zu fassen“, Influencerin zu werden. Das kann nur wachsen, wenn es aus dem Herzen kommt. Ich habe jahrelang kein Smartphone besessen und mich gegen die digitale Welt gewehrt. Das hat mir alles irgendwie Angst gemacht. Durch mein erstes Buch und die Zusammenarbeit mit dem Verlag, der sich gewünscht hatte, dass junge AutorInnen eine Social Media-Präsenz haben, habe ich dann doch umgestellt. Als unbekannte Autorin ein Buch bei einem namhaften Verlag platzieren zu können, war einfach eine große Chance. Ohne diesen Wunsch von Verlagsseite, hätte ich mich wahrscheinlich nie getraut, mit Social Media so durchzustarten. Ich habe immer gespürt, dass ich da vielleicht ein Talent habe, hätte mir aber nie die Erlaubnis gegeben, so etwas wie „öffentlichen Content“ zu erstellen. Als Autorin habe ich dann angefangen, meinen Buchprozess zu teilen und auch über unser Leben im Zirkuswagen mit Schafen und Selbstversorgergarten berichtet. Ich habe anfangs keine Reels erstellt, weil ich gar nicht wusste, wie das geht. Trotzdem ist der Account gewachsen. Irgendwann habe ich mich in Videoschnitt mit dem Smartphone eingearbeitet, angefangen wirklich in die Kamera zu sprechen und mit einem wachsenden Account immer mehr Zeit in diese Arbeit gesteckt. Als wir auf den Hof gezogen sind, hatten wir Siebzigtausend Menschen dabei. Nun sind es bald eine halbe Millionen.